Trauma kann weitergegeben werden

Gernot Almesberger | psychologischer Berater und systemischer Coach

Allzuviel ist ungesund!

Eine neue Längsschnittstudie im Journal of Child Psychology and Psychiatry untersucht, wie sich belastende Erlebnisse in der Kindheit von Müttern auf die emotionale, verhaltensbezogene und kognitive Entwicklung ihrer eigenen Kinder auswirken. Dabei zeigt sich, dass mütterliche Kindheitstraumata nicht nur direkte Effekte haben, sondern vor allem über verschiedene Vermittlungsstufen wirken – von sozioökonomischen Bedingungen über Partnerschaftsprobleme bis hin zu elterlichem Verhalten.

Wichtige Befunde im Überblick:
Sozioökonomischer Status als Knotenpunkt: Mütter mit vielen negativen Kindheitserfahrungen (z. B. körperlicher/sexueller Missbrauch, psychische Probleme im Elternhaus) haben als Erwachsene häufiger niedrigere Einkommens- und Bildungsniveaus. Dies geht einerseits mit höherer Partnerschaftsbelastung und anderseits mit mehr depressiven Symptomen einher.

Emotionale Probleme bei Kindern: Depressive Symptome der Mutter erweisen sich als zentraler Prädiktor für Ängstlichkeit und Traurigkeit im Vorschulalter. Mütter, die in ihrer eigenen Kindheit starke Belastungen erlebt haben, sind anfälliger für Depressionen, was wiederum direkte Auswirkungen auf die seelische Gesundheit ihrer Kinder hat.

Verhaltensauffälligkeiten (z. B. Aggression, Regelverstoß): Hier wirkt sich neben mütterlicher Depressivität vor allem die Paarbeziehung aus: Häufigere Konflikte zwischen den Eltern fördern aggressives oder oppositionelles Verhalten im Kind. Zudem spielen väterliche Verhaltensprobleme (z. B. eigene Kindheitsauffälligkeiten) eine Rolle und verstärken diese Effekte.

Kognitive Entwicklung: Weniger sensitive Feinfühligkeit im Umgang (also eine geringere emotionale Empathie und responsives Reagieren der Mutter) führt zu schlechteren Testergebnissen bei Wortschatz und frühen mathematischen Fähigkeiten.

Die Studie verdeutlicht eindrücklich, dass Kindheitstraumata von Müttern nicht bei ihnen selbst „enden“, sondern sich über multiple Pfade in die nächste Generation hinein fortsetzen. Wer heute in Familien präventiv – etwa durch psychosoziale Unterstützung, finanzielle Entlastung und Elternbildung – investiert, legt nicht nur den Grundstein für gesündere Kinder, sondern unterbricht auch negativ verstärkende Dynamiken. Gerade in Zeiten, in denen psychische Gesundheit und soziale Ungleichheit im Fokus stehen, liefert diese Forschung wichtige Argumente dafür, warum wir Kinder- und Familienförderung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe begreifen sollten.

Wir sollten unbedingt auch als Sozialstaat hier kostenlose Möglichkeiten anbieten, um Traumata aufarbeiten zu können.

stay safe,
Gernot

Hier geht es zu besagter Studie: https://acamh.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/jcpp.14118

Über den Autor

Willkommen in meinem Gesundheitsblog!

Hier teile ich aktuelle Studien, Erkenntnisse und persönliche Erfahrungen zu Gesundheit, Arbeit, Beziehungen, Persönlichkeitsentwicklung sowie Burnout-Prävention und vieles darum herum.

Als diplomierter Psychologischer- und Trauerbegleiter, zertifizierter Mediator, hypnosystemischer Coach und Unternehmensberater begleite ich seit fast 20 Jahren Menschen – privat wie beruflich.

Hol Dir hier Impulse für mehr Resilienz und starke Beziehungen!

Auf bald,
Gernot

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Weitere Artikel