…und was uns deren große Leistung für ein gesundes und erfolgreiches Arbeitsleben lehren kann.
Polynesische Seefahrer beherrschten schon vor Jahrhunderten beeindruckende Navigationskünste, mit denen sie in einfachen Auslegerkanus tausende Kilometer über den Pazifik zurücklegten – ganz ohne Kompass oder GPS. Richard Feinberg, der 1972 selbst an einer Vogeljagd-Expedition von Anuta (Solomon-Inseln) nach Patutaka teilnahm, beschreibt in seinem Artikel die jahrzehntelange Forschung zu diesen traditionellen Techniken.
Historischer und wissenschaftlicher Kontext
Europäische Entdecker wie Bougainville und James Cook bewunderten schon im 18. Jahrhundert die Schnelligkeit und geografische Präzision der Inselbesitzer. Im 20. Jahrhundert legten Wissenschaftler wie Te Rangi Hīroa, Thomas Gladwin und David Lewis durch schriftliche Studien und Feldforschung den Grundstein für das moderne Verständnis der Wayfinding-Praktiken. Experimentelle Überfahrten, vor allem mit der Hōkūleʻa der Polynesian Voyaging Society, bestätigten 1976 unter Mau Piailug (Hawaiʻi–Tahiti) und bei der Weltumsegelung 2017 die Effektivität dieser Methoden.
Aus den traditionellen Navigationskünsten der polynesischen Seefahrer lassen sich für unser modernes Arbeitsleben mehrere zentrale Lehren ziehen:
- Klare mentale Landkarte und Vision
– Strategische Zielsetzung – Wie die Wayfinder sich ein mentales Bild der Inselwelt anfertigen, sollten wir im Job eine klare Vision unseres „Zielhafens“ haben: ein konkretes Projektziel, eine Karriere- oder Gesundheits-Roadmap.
– Meilensteine setzen – Dead Reckoning in der Seefahrt entspricht unserer Fortschrittskontrolle: Regelmäßiges Überprüfen, ob wir noch auf Kurs sind – und gegebenenfalls nachsteuern. - Nutzung vielfältiger Informationsquellen
– Sterne, Sonne, Swells, Vögel … – Polynesische Navigatoren kombinierten Himmelskörper, Ozeanwellen, Vogelzüge und atmosphärische Hinweise. Im Arbeitskontext heißt das: Verlasse dich nicht nur auf KPIs oder ein einziges Tool, sondern wertschätze Kundenfeedback, Teaminput, Markt- und Umwelt-Beobachtungen.
– Frühwarnsysteme – Genauso wie ein erfahrener Steuermann schon an leichten Wellenänderungen spürt, wenn sich Strömung oder Wind ändern, können wir auf subtile Signale in Projekten achten (z. B. erste Warnungen in Team-Chats, kleine Budget-Abweichungen). - Anpassungsfähigkeit und Resilienz
– Kurskorrekturen – Bei Wind oder Strömung passten die Navigatoren kontinuierlich ihren Winkel zum Stern an. Im Job bedeutet das, flexibel zu bleiben und Planänderungen proaktiv zu integrieren statt starr an alten Entwürfen festzuhalten.
– Durchhaltevermögen – 20 Stunden offene See ohne Schlaf zeigen, wie wichtig Durchhaltevermögen und Selbstmanagement sind: Pausen einplanen, Phasen der Regeneration (analog zur Ruhepause an Land) und Stressreserven bewusst aufbauen. - Teamwork und Wissenstransfer
– Kollektive Erfahrung – Navigationswissen wurde mündlich über Generationen weitergegeben, in enger Zusammenarbeit von Steuermann, Ausguck und Fahrern. Genauso profitieren Unternehmen von Wissens-Mentoring, Pair-Programming, regelmäßigen Retrospektiven und offenen Lernformaten.
– Vertrauen und Rollenklärung – Jeder an Bord kennt seine Aufgabe genau und vertraut den anderen. Klare Verantwortlichkeiten und gegenseitiges Vertrauen fördern im Team ein gesundes Miteinander. - Achtsamkeit für die äußere und innere Umwelt
– Umweltsignale lesen – Das bewusste Wahrnehmen von Naturphänomenen schult unsere Aufmerksamkeit. Übertragen auf das Büro-Setting: Achte auf deine Körpersignale (Ermüdung, Stress), schaffe dir bewusste „Ausblicke“ (Spaziergang, Blick aus dem Fenster) und integriere Pausen als festen Bestandteil deines Arbeitsalltags.
– Balance zwischen Routine und Kreativität – Genauso wie ein Navigator auf eingespielte Prozeduren zurückgreift und gleichzeitig improvisieren muss, brauchen wir einerseits klare Prozesse, andererseits Freiräume für kreative Problemlösungen.
Fazit:
Die Art und Weise, wie polynesische Seefahrer ohne moderne Instrumente sicher tausende Kilometer über das Meer meisterten, zeigt uns, dass nachhaltiger Erfolg auf einer Kombination aus klarer Zielorientierung, vielseitigem Informationsmanagement, flexibler Anpassung, widerstandsfähigem Selbst- und Team-Management sowie achtsamer Beobachtung von Umfeld und eigenen Ressourcen beruht. Wenn wir diese Prinzipien in unseren Arbeitsalltag übertragen, fördern wir nicht nur unsere Produktivität, sondern auch unsere Gesundheit und Zufriedenheit langfristig.
Euch gute Winde!
Gernot
Hier geht es jetzt nach Polinesien… https://theconversation.com/pacific-voyagers-remarkable-environmental-knowledge-allowed-for-long-distance-navigation-without-western-technology-247547
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